Sonntag, 15. Dezember 2013

9 Monate

In 9 Monaten kann ein 22-Jähriges Mädchen schwanger werden, Ultraschallbilder anschmachten, kotzen, mächtig an Gewicht zulegen, von irgendeinem Kerl sitzen gelassen werden und schließlich im Idealfall unter Höllenqualen die zukünftige Elite Deutschlands aus sich herauspressen.
Da das so gar nicht in mein Lebenskonzept passen will, musste ich mir etwas anderes ausdenken. Das, was ich mir ausgedacht habe ist die neunmonatige Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen. Gewisse Parallelen zur Schwangerschaftskiste lassen sich aber wohl nicht leugnen. 9 Monate morgendliche Übelkeit, ein immer größer werdender Klumpen in der Bauchgegend, emotionale Instabilität, das Fettwerden. Und nicht zu vergessen: Die Niederkunft unter großen Schmerzen und dem demütigen Wunsch, dass man da etwas Gesundes produziert hat. Das schlechte Gewissen, wenn man an das eine oder andere Glas Wein während der 9 Monate zurückdenkt...

...Ja, das klingt wahnsinnig dramatisch. So wie alles bei mir. Aber vielleicht brauchte ich diese Dramatik einfach für den Einstieg. Denn es haut einen ja nicht gerade vom Hocker, wenn ich meine Geschichte beginne mit den Gründen für mein Jurastudium, meinen Ehrgeiz, meinen Idealismus  und meinen Wunsch, in den nächsten Monaten durchzustarten - Von dem Wunsch, etwas zu 'reißen'. Etwas Dramatik wird voraussichtlich auch im Folgenden nicht zu vermeiden sein, denn das würde genauso wenig zu mir passen wie die Sache mit dem Kinderkriegen. Denn ich bin laut, ich bin hysterisch, ja manchmal bin ich auch cholerisch. Vor Allem aber bin ich im Moment verängstigt und planlos. Ich frage mich, wie ungefähr jeder in meinem Umfeld: Wie zur Hölle soll ich die Examensgeburt überstehen?
Den Geburtskurs in Form des kommerziellen Repetitoriums habe ich fast hinter mir. Bis Feburar geht der Spaß noch und dann bin ich bis September auf mich allein gestellt. Bin ich diszipliniert genug? Bin ich schlau genug? Bin ich verrückt genug? Ich glaube schon. Ich glaube, dass in mir eine kleine Jura-Sau wohnt, die befreit werden will. Und ich denke, dass diese verbliebenen 9 Monate bis zum 'Freischuss' die Sau aus mir herausholen werden.
Was ich brauche, ist die nötige Planung, Ruhe, Sicherheit und viel Schokolade. Achso und natürlich  die richtige Subsumtionstechnik. All diese Dinge will ich mir in den kommenden 9 Monaten aneignen. Bis auf die Schokolade - Mit der bin ich nämlich noch nicht so richtig im Reinen. Nachdem ich dieses Jahr fast 40 Kilo abgenommen habe, ist meine Beziehung zur Schokolade noch ein wenig angespannt. Mein hart erkämpftes Normalgewicht will ich nicht mehr hergeben. Eine weitere Aufgabe also, die sich mir neben dem großen, heiligen, gefürchteten Examen stellt. Doch ich bin optimistisch. Und damit ich es bleibe, werde ich schreiben.
Von Erfolgen und Niederlagen. Der Angst und dem Stress. Dem Spaß am Lernen und der Juristerei. Und allem was mich sonst so beschäftigt.